- Dr Galli's NeuroNotes
- Posts
- Wissenschaftler entdecken auditiven „sechsten Sinn“ bei Geckos
Wissenschaftler entdecken auditiven „sechsten Sinn“ bei Geckos
Überraschende Entdeckung: Geckos „hören“ mit ihrem Gleichgewichtsorgan
Bild Arnaud Padallé, Unsplash
Eine bahnbrechende Studie enthüllt, dass Geckos möglicherweise mehr als nur ihre Ohren zum Hören nutzen. Forscher haben herausgefunden, dass der Sacculus, ein Teil des Gleichgewichtsorgans im Innenohr, bei diesen faszinierenden Reptilien auch eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Vibrationen und Geräuschen spielt[1].
Der Sacculus: Mehr als nur Gleichgewicht
Bisher ging man davon aus, dass der Sacculus bei Amnioten (Reptilien, Vögeln und Säugetieren) ausschließlich für das Gleichgewicht zuständig sei. Diese neue Studie am Tokay-Gecko (Gekko gecko) zeigt jedoch, dass dieses Organ auch auditive Funktionen erfüllt.
Die Wissenschaftler entdeckten, dass der Nucleus vestibularis ovalis (VeO), ein Bereich im Hirnstamm, ausschließlich Signale vom Sacculus empfängt. Interessanterweise projiziert der VeO diese Informationen dann zum Torus semicircularis, dem auditiven Mittelhirn, über einen Weg, der parallel zu den bekannten Hörbahnen verläuft.
Exquisite Sensibilität für niedrige Frequenzen
Einzelzellaufnahmen im VeO zeigten eine erstaunliche Empfindlichkeit gegenüber niederfrequenten Vibrationen. Dies deutet darauf hin, dass der Sacculus bei Geckos eine wichtige Rolle bei der Wahrnehmung von Bodenvibrationen und möglicherweise auch bei der Erkennung von Beutetieren oder Raubtieren spielen könnte.
Evolutionäre Bedeutung
Die Entdeckung dieser auditiven Funktion des Sacculus bei Geckos könnte weitreichende Implikationen für unser Verständnis der Evolution des Hörens haben. Es scheint, dass die ursprüngliche Hörfunktion des Sacculus, die bei Fischen und Amphibien bekannt ist, zumindest in der Linie der Lepidosaurier (zu denen Geckos, andere Echsen und Schlangen gehören) erhalten geblieben ist.
Ausblick für die Forschung
Diese Erkenntnisse eröffnen neue Forschungsperspektiven:
– Untersuchung ähnlicher Mechanismen bei anderen Reptilien und möglicherweise sogar bei Vögeln und Säugetieren
– Erforschung der Rolle des Sacculus bei der Kommunikation und dem Verhalten von Geckos in ihrer natürlichen Umgebung
– Potenzielle Anwendungen in der Bionik, inspiriert von der einzigartigen Vibrationswahrnehmung der Geckos
„Diese Entdeckung zeigt einmal mehr, wie vielfältig und anpassungsfähig das Nervensystem ist. Es unterstreicht die Bedeutung, auch scheinbar gut verstandene Systeme wie das Gleichgewichtsorgan weiter zu erforschen.“
Die Studie wirft ein neues Licht auf die komplexen Hör- und Wahrnehmungsmechanismen bei Reptilien und könnte unser Verständnis der Evolution des Hörens grundlegend verändern.
Quelle
Dawei Han, Catherine E. Carr,
Auditory pathway for detection of vibration in the tokay gecko,Current Biology, 2024,
https://doi.org/10.1016/j.cub.2024.09.016