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Studie zeigt: Das „Emotionszentrum“ des Gehirns ist bei Depression gestört
Gehirnverschaltungen, die mit dem „Negativitätseffekt“ der Depression verbunden sind, aufgedeckt
Depressionen betreffen Millionen von Menschen weltweit und sind oft durch anhaltende negative Gedanken und Gefühle gekennzeichnet. Aber was verursacht, dass das Gehirn in diesem pessimistischen Trott stecken bleibt? Eine neue Forschungsarbeit, die in Translational Psychiatry veröffentlicht wurde, zeigt, wie Störungen in wichtigen emotionalen Schaltkreisen dafür verantwortlich sein könnten.
Ein Team unter der Leitung von Dr. Chantal Henry und Dr. Mariana Alonso am Institut Pasteur in Paris untersuchte die Amygdala des Gehirns – oft als unser „Emotionszentrum“ bezeichnet – sowohl bei depressiven Patienten als auch in Mausmodellen für Depression.
„Wir stellten die Hypothese auf, dass eine gestörte neuronale Aktivität spezifischer basolateraler Amygdala-Schaltkreise die negative Verzerrung bei depressiven Zuständen unterstützt“, erklären die Forscher.
Um dies zu testen, führten sie zunächst olfaktorische Präferenztests durch. Bemerkenswerterweise zeigten sowohl depressive Patienten als auch Mäuse eine negative Verzerrung bei der Bewertung von Gerüchen. Depressive Personen klassifizierten im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen mehr Gerüche als unangenehm.
Das Team verwendete dann fortschrittliche neurowissenschaftliche Techniken, um Amygdala-Schaltkreise bei Mäusen zu untersuchen. Sie fanden heraus, dass Neuronen, die von der basolateralen Amygdala (BLA) zum Nucleus accumbens projizieren – ein Weg, der an der Verarbeitung belohnender Reize beteiligt ist – bei depressiven Mäusen weniger aktiv waren. Gleichzeitig zeigten BLA-Neuronen, die mit der zentralen Amygdala verbunden sind – assoziiert mit aversiven Reaktionen – eine erhöhte Aktivität.
„Die chronische Verabreichung von Corticosteron führte zu einer verminderten Rekrutierung von BLA-zu-NAc-Neuronen, die bevorzugt an der Kodierung positiver Valenz beteiligt sind, während die Rekrutierung von BLA-zu-CeA-Neuronen, die bevorzugt an der Kodierung negativer Valenz beteiligt sind, zunahm“, berichtet die Studie.
Wichtig ist, dass die negative Verzerrung bei depressiven Mäusen reduziert wurde, als die Forscher genetische Techniken einsetzten, um den unteraktiven positiven Valenz-Schaltkreis zu aktivieren.
Dr. Henry merkt an: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass spezifische Veränderungen der BLA-Schaltkreise die negative Verzerrung bei depressiven Zuständen unterstützen könnten und neue Wege für die translationale Forschung eröffnen, um die Mechanismen zu verstehen, die der Depression und der Wirksamkeit von Behandlungen zugrunde liegen.“
Diese Forschung liefert neue Einblicke in die neuronale Grundlage negativen Denkens bei Depression. Durch die Identifizierung spezifischer Gehirnschaltkreise eröffnet sie potenzielle neue Ansatzpunkte für die Behandlung.
„Wir hoffen, dass diese Arbeit die Grundlage für weitere Untersuchungen zu möglichen therapeutischen Anwendungen legt“, sagt Dr. Alonso. „Vielleicht können wir in Zukunft Interventionen entwickeln, um diese emotionsverarbeitenden Schaltkreise wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Last der negativen Verzerrung bei Depression zu lindern.“
Obwohl weitere Forschung notwendig ist, um diese Erkenntnisse auf den Menschen zu übertragen, macht diese Studie einen wichtigen Schritt zur Entschlüsselung der komplexen Neurobiologie der Depression. Indem sie Licht darauf wirft, wie unser „Emotionszentrum“ im Gehirn gestört wird, bietet sie Hoffnung auf gezieltere und effektivere Behandlungen in der Zukunft.
Quelle
Bigot, M., De Badts, CH., Benchetrit, A. et al. Disrupted basolateral amygdala circuits supports negative valence bias in depressive states. Transl Psychiatry 14, 382 (2024). https://doi.org/10.1038/s41398-024-03085-6