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Mobiltelefone werden nicht mit Hirntumoren in Verbindung gebracht, so das Ergebnis einer umfassenden Überprüfung von 28 Jahren Forschung

Neue systematische Übersichtsarbeit untersucht Zusammenhang zwischen Hochfrequenzstrahlung und Krebsrisiko

Eine kürzlich veröffentlichte umfassende systematische Übersichtsarbeit hat den aktuellen Forschungsstand zum möglichen Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (HF-EMF) und dem Krebsrisiko in der Allgemeinbevölkerung und bei Arbeitnehmern untersucht.

Die Studie, durchgeführt von einem internationalen Forscherteam unter der Leitung von Ken Karipidis von der Australian Radiation Protection and Nuclear Safety Agency, analysierte Daten aus 63 epidemiologischen Studien, die zwischen 1994 und 2022 veröffentlicht wurden und Teilnehmer aus 22 Ländern umfassten.

Wichtigste Ergebnisse:

1. Mobilfunknutzung:
– Kein erhöhtes Risiko für Gliome, Meningeome, Akustikusneurinome, Hypophysentumoren oder Speicheldrüsentumoren bei Erwachsenen
– Kein erhöhtes Risiko für Hirntumoren bei Kindern und Jugendlichen
– Keine Zunahme des Risikos bei längerer Nutzungsdauer oder höherer kumulativer Nutzung

2. Schnurlostelefone:
– Kein signifikant erhöhtes Risiko für Gliome, Meningeome oder Akustikusneurinome

3. Umweltexposition (z.B. durch Sendemasten):
– Kein erhöhtes Risiko für Leukämie oder Hirntumoren bei Kindern
– Unzureichende Daten für Erwachsene

4. Berufliche Exposition:
– Geringes Vertrauen in die Evidenz für ein nicht erhöhtes Gliom-Risiko
– Unzureichende Daten für Leukämie

Die Autoren bewerteten die Qualität und Stärke der Evidenz für jede Expositions-Outcome-Kombination. Für die Mobilfunknutzung wurde die Evidenz als „moderat“ eingestuft, dass wahrscheinlich kein erhöhtes Risiko für die untersuchten Tumorarten besteht. Für andere Expositionsquellen war die Evidenz weniger robust.

Methodische Stärken der Übersichtsarbeit:

– Umfassende Literaturrecherche in mehreren Datenbanken
– Strenge Einschlusskriterien für Studiendesign und Qualität
– Detaillierte Bewertung des Verzerrungsrisikos für jede Studie
– Metaanalysen mit Sensitivitätsanalysen
– Berücksichtigung von Simulationsstudien zur externen Validität

Einschränkungen:

– Mögliche Publikationsverzerrung durch Ausschluss grauer Literatur
– Begrenzte Daten für einige Expositionsquellen und Tumorarten
– Heterogenität zwischen den Studien in Bezug auf Expositionsbewertung

Implikationen für die Praxis:

Diese umfassende Übersichtsarbeit liefert beruhigende Evidenz, dass die Nutzung von Mobiltelefonen wahrscheinlich kein erhöhtes Risiko für die untersuchten Hirntumorarten darstellt. Für andere HF-EMF-Expositionsquellen sind weitere hochwertige Studien erforderlich, um robustere Schlussfolgerungen zu ziehen.

Als Neurologen sollten wir diese Ergebnisse mit unseren Patienten besprechen, die möglicherweise besorgt über potenzielle Gesundheitsrisiken durch Mobilfunknutzung sind. Gleichzeitig ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Forschung in diesem Bereich fortgesetzt wird und neue Erkenntnisse in Zukunft zu einer Neubewertung führen könnten.

 

Category: Allgemein