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Alte Migränemittel toppen die Neuen – Standardmedikamente zur Migränebehandlung

Richtlinien zur Behandlung akuter Migräne

Erstlinienbehandlungen

Für leichte bis mittelschwere Migräneanfälle werden folgende Erstlinienbehandlungen empfohlen:

1. Nichtsteroidale Antirheumatika (NSARs):
– Ibuprofen (400-600 mg)
– Naproxen-Natrium (500-550 mg)
– Aspirin (900-1000 mg)
– Diclofenac (50-100 mg)

2. Acetaminophen/Paracetamol (1000 mg)

Diese Medikamente sollten so früh wie möglich während des Anfalls eingenommen werden, vorzugsweise innerhalb von 30-60 Minuten nach Begin

 

Zweitlinienbehandlungen

Für mittelschwere bis schwere Anfälle oder wenn Erstlinienbehandlungen unwirksam sind, werden Triptane empfohlen:

1. Sumatriptan (50-100 mg oral, 6 mg subkutan oder 10-20 mg Nasenspray)
2. Rizatriptan (5-10 mg)
3. Zolmitriptan (2,5-5 mg oral oder Nasenspray)
4. Eletriptan (20-80 mg)
5. Almotriptan (12,5 mg)
6. Naratriptan (2,5 mg)

Kombinationstherapien

Für eine verbesserte Wirksamkeit sollten Kombinationsbehandlungen in Betracht gezogen werden:

1. Sumatriptan (50-100 mg) + Naproxen-Natrium (550 mg)
2. Triptan + schnell wirkendes NSAR

Antiemetika

Für Patienten mit Übelkeit oder Erbrechen:

1. Metoclopramid (10 mg)
2. Domperidon (10 mg)
3. Prochlorperazin (10 mg oral oder 12,5 mg intramuskulär)

Neuere Behandlungsoptionen

Für Patienten, die nicht auf Triptane ansprechen oder diese nicht einnehmen können:

1. Gepante (CGRP-Rezeptor-Antagonisten):
– Ubrogepant
– Rimegepant

2. Ditane (5-HT1F-Rezeptor-Agonisten):
– Lasmiditan

Besondere Patientengruppen

Schwangere Frauen

1. Paracetamol (erste Wahl)
2. Triptane (können vorsichtig während aller Trimester verwendet werden)
3. Metoclopramid (bei Übelkeit/Erbrechen)

Kinder und Jugendliche

1. Paracetamol (15 mg/kg, bis zu 60 mg/kg pro Tag)
2. Ibuprofen (10 mg/kg, bis zu 30 mg/kg pro Tag)
3. Triptane als Zweitlinientherapie bei Jugendlichen:
– Rizatriptan (5-10 mg je nach Gewicht)
– Sumatriptan Nasenspray (10 mg)

Ältere Erwachsene (>65 Jahre)

1. Paracetamol (erste Wahl)
2. NSARs (zweite Wahl, mit Vorsicht)
3. Triptane (dritte Wahl, wenn keine kardiovaskulären Kontraindikationen vorliegen)
4. Lasmiditan oder Gepante als Alternativen

Wichtige Empfehlungen

1. Verwenden Sie einen stratifizierten Ansatz, der es den Patienten ermöglicht, aus verschiedenen Optionen basierend auf der Schwere des Anfalls zu wählen.
2. Behandeln Sie früh im Anfall für beste Ergebnisse.
3. Verwenden Sie wenn möglich schnell freisetzende Formulierungen.
4. Erwägen Sie die Zugabe eines Antiemetikums zur Verbesserung der Absorption und Verringerung der Übelkeit.
5. Vermeiden Sie Opioide und Barbiturate aufgrund des Risikos von medikamenteninduziertem Kopfschmerz.
6. Begrenzen Sie die Verwendung von Akutmedikamenten, um medikamenteninduzierte Kopfschmerzen zu verhindern:
– NSARs/Paracetamol: ≤15 Tage/Monat
– Triptane: ≤10 Tage/Monat

7. Bei länger anhaltenden Anfällen (>72 Stunden) erwägen Sie:
– Intramuskuläre NSARs
– Subkutanes Sumatriptan
– Orales/intranasales Dihydroergotamin (mit Vorsicht)

Durch die Befolgung dieser evidenzbasierten Richtlinien können wir das akute Migränemanagement optimieren und die Ergebnisse für unsere Patienten verbessern. Denken Sie daran, die Behandlung auf die individuellen Bedürfnisse jedes Patienten abzustimmen, unter Berücksichtigung ihrer Krankengeschichte, Begleiterkrankungen und früheren Reaktionen auf Behandlungen.

Ein paar Gedanke zu bestimmten Präparaten

Eletriptan

Naratriptan ist eine wirksame Behandlung für akute Migräne, wird jedoch im Allgemeinen als weniger effektiv im Vergleich zu anderen Triptanen angesehen. Laut einer Metaanalyse zeigte Naratriptan 2,5 mg eine schmerzfreie Reaktion nach 2 Stunden mit einer Odds Ratio von 1,73 (95% KI 1,27 bis 2,34). Es ist jedoch weniger wirksam als andere Triptane wie Eletriptan, Rizatriptan und Sumatriptan.[1-3]

Das wirksamste Triptan für die akute Migränebehandlung scheint Eletriptan zu sein. In einer systematischen Übersicht und Netzwerk-Metaanalyse hatte Eletriptan die höchste Odds Ratio für Schmerzfreiheit nach 2 Stunden (5,19, 95% KI 4,25 bis 6,33) und war in direkten Vergleichen mit anderen Triptanen überlegen. Dieser Befund stimmt mit früheren Studien überein, die Eletriptan ebenfalls als das Triptan mit der höchsten Wirksamkeit identifizierten.[1-3]

Rizatriptan und Sumatriptan sind ebenfalls sehr wirksam.Rizatriptan 10 mg und Sumatriptan 100 mg haben im Vergleich zu Naratriptan eine bessere Wirksamkeit und Konsistenz gezeigt.[3-4] Die Richtlinien des American College of Physicians und der American Academy of Family Physicians unterstützen ebenfalls die Verwendung dieser Triptane für die akute Migränebehandlung.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Naratriptan zwar wirksam ist, Eletriptan jedoch basierend auf den aktuellen Erkenntnissen im Allgemeinen als das beste Triptan für die akute Migränebehandlung angesehen wird.[1-3]

Quellen

Karlsson WK, Ostinelli EG, Zhuang ZA, et al., BMJ (Clinical Research Ed.). 2024;386:e080107. doi:10.1136/bmj-2024-080107., Leading Journal, New Research

Thorlund K, Mills EJ, Wu P, et al.

Cephalalgia : An International Journal of Headache. 2014;34(4):258-67. doi:10.1177/0333102413508661.

Ferrari MD, Roon KI, Lipton RB, Goadsby PJ.,Lancet (London, England). 2001;358(9294):1668-75. doi:10.1016/S0140-6736(01)06711-3., Leading Journal

Hou M, Liu H, Li Y, et al., European Journal of Clinical Pharmacology. 2019;75(10):1369-1378. doi:10.1007/s00228-019-02748-4.

Snow V, Weiss K, Wall EM, Mottur-Pilson C., Annals of Internal Medicine. 2002;137(10):840-9. doi:10.7326/0003-4819-137-10-200211190-00014., Leading Journal

Sumatriptan

Sumatriptan ist eine etablierte Behandlung für akute Migräneattacken, mit soliden Beweisen für seine Wirksamkeit in verschiedenen Darreichungsformen, einschließlich oraler, nasaler und subkutaner Verabreichung.

Orales Sumatriptan: Die Wirksamkeit von Sumatriptan-Tabletten wurde in drei randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien nachgewiesen. In diesen Studien verbesserten Sumatriptan 50 mg und 100 mg die Kopfschmerzreaktion nach 2 und 4 Stunden nach der Einnahme signifikant im Vergleich zu Placebo. Die 100-mg-Dosis zeigte keinen signifikanten Vorteil gegenüber der 50-mg-Dosis.

Intranasales Sumatriptan: Eine systematische Übersicht und Metaanalyse von 16 RCTs mit 5.925 Patienten ergab, dass intranasales Sumatriptan dem Placebo bei der Schmerzlinderung nach 2 Stunden (RR = 1,70, 95% KI [1,31, 2,21]) und der Kopfschmerzlinderung (RR = 1,58, 95% KI [1,35, 1,84]) überlegen war. Die FDA berichtete auch, dass intranasales Sumatriptan 20 mg in mehreren Studien eine signifikante Kopfschmerzreaktion nach 2 Stunden zeigte.[1-2]

Subkutanes Sumatriptan: Die subkutane Darreichungsform ist besonders wirksam, wobei etwa 82% der Patienten eine Kopfschmerzlinderung und 65% innerhalb von 2 Stunden nach einer 6-mg-Dosis schmerzfrei waren. Diese Darreichungsform linderte auch effektiv begleitende Symptome wie Photophobie, Phonophobie, Übelkeit und Erbrechen.[3-4]

Vergleichende Wirksamkeit: Eine Netzwerk-Metaanalyse, die verschiedene Triptane verglich, ergab, dass Sumatriptan zu den wirksamsten gehörte, mit einer Odds Ratio für Schmerzfreiheit nach 2 Stunden zwischen 1,35 und 2,04, was es zu einer hocheffektiven Option für die akute Migränebehandlung macht.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Sumatriptan hocheffektiv für die akute Migränebehandlung ist, mit starken Beweisen für seine Anwendung in verschiedenen Darreichungsformen.

Quellen

1. IMITREX. Label via DailyMed., Food and Drug Administration, Updated date: 2024-02-21

Menshawy A, Ahmed H, Ismail A, et al., Neurological Sciences : Official Journal of the Italian Neurological Society and of the Italian Society of Clinical Neurophysiology. 2018;39(1):31-44. doi:10.1007/s10072-017-3119-y.

3. IMITREX. Label via DailyMed., Food and Drug Administration, Updated date: 2023-02-08

4. Zembrace SymTouch. Label via DailyMed., Food and Drug Administration, Updated date: 2024-06-18

Karlsson WK, Ostinelli EG, Zhuang ZA, et al., BMJ (Clinical Research Ed.). 2024;386:e080107. doi:10.1136/bmj-2024-080107., Leading Journal, New Research

Was ist mit Aspirin, Ibuprofen, Paracetamol bei der Behandlung von akuter Migräne?

Aspirin, Ibuprofen und Paracetamol sind häufig verwendete rezeptfreie Medikamente zur akuten Behandlung von Migräne, insbesondere bei leichten bis mittelschweren Attacken.

Aspirin: Hochdosiertes Aspirin (900-1300 mg) ist wirksam bei der akuten Migränebehandlung. Eine Metaanalyse zeigte, dass Aspirin die Kopfschmerzreaktion nach 2 Stunden im Vergleich zu Placebo signifikant verbessert, mit einer schmerzfreien Rate von 20% gegenüber 6% bei Placebo. Die American Headache Society unterstützt ebenfalls die Verwendung von Aspirin bei leichten bis mittelschweren Migräneattacken.[1-3]

Ibuprofen: Ibuprofen ist eine weitere wirksame Option. Eine systematische Übersicht und Metaanalyse ergab, dass Ibuprofen dem Placebo bei der Schmerzlinderung nach 2 Stunden überlegen ist, mit einer signifikanten Reduzierung der Kopfschmerzintensität. Die American Headache Society zählt Ibuprofen zu den empfohlenen NSARs für die akute Migränebehandlung.[4-6]

Paracetamol: Paracetamol ist im Vergleich zu NSARs weniger wirksam, bietet aber dennoch einigen Patienten Linderung. Eine randomisierte kontrollierte Studie zeigte, dass 1000 mg Paracetamol die Kopfschmerzreaktion nach 2 Stunden im Vergleich zu Placebo signifikant verbesserte. Die American Headache Society führt Paracetamol ebenfalls als wirksame Option für leichte bis mittelschwere Migräneattacken auf.[6-7]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Aspirin und Ibuprofen bei der akuten Behandlung von Migräne wirksamer sind als Paracetamol, wobei Ibuprofen besonders für seine Wirksamkeit bekannt ist. Diese Medikamente werden von der American Headache Society für leichte bis mittelschwere Migräneattacken empfohlen.

Biglione B, Gitin A, Gorelick PB, Hennekens C., The American Journal of Medicine. 2020;133(4):412-416. doi:10.1016/j.amjmed.2019.10.023.

Lipton RB, Goldstein J, Baggish JS, et al.,Headache. 2005;45(4):283-92. doi:10.1111/j.1526-4610.2005.05065.x.

Headache. 2019;59(1):1-18. doi:10.1111/head.13456.

Pardutz A, Schoenen J., Pharmaceuticals (Basel, Switzerland). 2010;3(6):1966-1987. doi:10.3390/ph3061966.

Jeric M, Surjan N, Jelicic Kadic A, Riva N, Puljak L., Cephalalgia : An International Journal of Headache. 2018;38(9):1592-1607. doi:10.1177/0333102417736902.

Marmura MJ, Silberstein SD, Schwedt TJ., Headache. 2015;55(1):3-20. doi:10.1111/head.12499.

Prior MJ, Codispoti JR, Fu M., Headache. 2010;50(5):819-33. doi:10.1111/j.1526-4610.2010.01638.x.