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Aktive Navigation und immersive Technologien können laut einer Studie das Gedächtnis stärken und neurodegenerative Krankheiten behandeln

Neue Studie zeigt: Bewegung und Architektur beeinflussen das episodische Gedächtnis

Foto Peter Burdon, Unsplash

Eine innovative Studie der Universitat Oberta de Catalunya liefert neue Erkenntnisse darüber, wie Bewegung und architektonische Elemente unser episodisches Gedächtnis beeinflussen. Die Ergebnisse könnten weitreichende Auswirkungen auf die Gestaltung von Lernumgebungen und die Entwicklung von Therapien für Gedächtnisstörungen haben.

Das episodische Gedächtnis ermöglicht es uns, persönliche Erlebnisse mit ihrem räumlichen und zeitlichen Kontext abzuspeichern und wieder abzurufen. Bisher war jedoch unklar, wie genau Bewegung und die Umgebung diesen Prozess beeinflussen.

Um dies zu untersuchen, ließen die Forscher 28 gesunde Erwachsene eine simulierte Museumsführung absolvieren – entweder als realen Rundgang mit Augmented Reality (AR) oder als virtuelle Realität (VR) im Sitzen. Dabei wurden den Teilnehmern an 13 Stationen computergenerierte Porträts präsentiert, die sie sich einprägen sollten.

„Wir wollten herausfinden, ob aktive Bewegung durch den Raum einen Vorteil beim Enkodieren von Erinnerungen bietet“, erklärt Studienleiter Dr. Pierre Bourdin. „Außerdem interessierte uns, wie architektonische Elemente wie Treppen das Gedächtnis beeinflussen.“

Die Ergebnisse zeigten deutliche Vorteile für die AR-Gruppe:

– Bessere Erinnerung an die zeitliche Reihenfolge der Porträts
– Genauere Zuordnung von Gesichtern zu Orten
– Präzisere Verknüpfung von Informationen, die nicht direkt zusammen präsentiert wurden

„Die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, scheint besonders die Verknüpfung verschiedener Gedächtnisinhalte zu fördern“, so Bourdin. „Das könnte erklären, warum wir uns an Erlebnisse, die wir aktiv durchlaufen, oft besser erinnern als an passive Erfahrungen.“

Interessanterweise zeigte sich auch ein deutlicher Einfluss der Umgebung: Porträts, die in der Nähe von Treppen präsentiert wurden, konnten signifikant besser erinnert und zugeordnet werden als solche an anderen Stationen.

„Treppen scheinen als eine Art Grenze zwischen verschiedenen Gedächtnisabschnitten zu fungieren“, erläutert Bourdin. „Sie markieren einen Übergang, der das Gehirn dazu bringt, die bisherigen Informationen als Einheit abzuspeichern und sich auf neue Eindrücke vorzubereiten.“

Die Studie liefert wichtige Hinweise darauf, wie unsere Interaktion mit der Umgebung die Gedächtnisbildung beeinflusst.

Dies könnte weitreichende Implikationen haben:

– Für die Gestaltung von Lernumgebungen: Räume mit unterschiedlichen architektonischen Elementen und Möglichkeiten zur aktiven Erkundung könnten das Lernen fördern.

– Für die Entwicklung von VR/AR-Anwendungen: Virtuelle Umgebungen sollten Bewegung und markante räumliche Elemente einbeziehen, um die Gedächtnisleistung zu optimieren.

– Für die Therapie von Gedächtnisstörungen: Bewegungsbasierte AR-Anwendungen könnten ein vielversprechender Ansatz sein, um Gedächtnisfunktionen zu trainieren.

„Unsere Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, Gedächtnisprozesse in realistischen, komplexen Umgebungen zu untersuchen“, betont Bourdin. „Klassische Labortests erfassen oft nicht die vielfältigen Faktoren, die unsere Erinnerungsbildung im Alltag beeinflussen.“

Die Forscher planen nun, ihre Erkenntnisse in größeren Studien zu überprüfen und speziell die Auswirkungen auf ältere Menschen und Patienten mit kognitiven Einschränkungen zu untersuchen. Langfristig könnten die Ergebnisse dazu beitragen, effektivere Methoden zur Förderung und Erhaltung der Gedächtnisleistung zu entwickeln – von der Gestaltung von Schulen und Museen bis hin zu neuen therapeutischen Ansätzen bei Demenz.

Die Studie zeigt einmal mehr, wie komplex die Prozesse unseres Gedächtnisses sind und wie sehr sie von unserer aktiven Interaktion mit der Umwelt abhängen. Sie eröffnet spannende neue Perspektiven für die Gedächtnisforschung und könnte langfristig dazu beitragen, dass wir unsere Erinnerungen besser verstehen und gezielter fördern können.

Quelle

Pastor, A., Bourdin-Kreitz, P. Comparing episodic memory outcomes from walking augmented reality and stationary virtual reality encoding experiences. Sci Rep 14, 7580 (2024).